von Steve Schreiber
BUCHBESPRECHUNG „Was ist Pädophilie?”
von Karl Cervic, Verlag: Books on Demand GmbH, 2. Auflage
ISBN-10: 3833427302
ISBN-13: 978-3833427305
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Mit dem Buch „Was ist Pädophilie?” ist ein neues interessantes Werk zum Thema Pädophilie, aber auch zum Umgang mit sexuellen Gewalttätern und dem Missbrauch mit dem Missbrauch erschienen. Im ersten Kapitel setzt sich der Autor mit den einseitigen und unsachlichen Hetzkampagnen der Medien in den letzten Jahren kritisch auseinander. Danach gibt er verschiedene wissenschaftliche Äußerungen zum Thema Pädophilie wieder. Zu finden sind hier sowohl sehr stark negative pathologisierende Äußerungen als auch differenzierte sowie ausschließlich positive. Er arbeitet dabei heraus, dass die einseitig negativen oftmals allzu kurz greifen und Pädophilie sowie sexuelle Ersatzhandlungen an Kindern nicht ausreichen differenzieren. Positiv hervorzuheben ist auch, dass Cervic nicht zu denjenigen Autoren gehört, die die Unsachlichkeit einseitig negativer Darstellungen kritisieren, jedoch die fehlende Sachlichkeit von einseitig parteiischer und glorifizierender Literatur stillschweigend hinnehmen, denn auch diese Werke werden einer kritischen Würdigung unterzogen. Dem Abschnitt über wissenschaftliche Betrachtungen folgt eine kurze Darstellung pädophiler Selbstdarstellungen, um anschließend eine eigene Position zur Pädophilie einzunehmen. Cervic kommt hier zu einer sehr unaufgeregten Position, die deutlich macht, dass man Missbrauch nicht durch Altersgrenzen festlegen kann und die auch herausarbeitet, dass die pauschale Kriminalisierung sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern auch der Festigung einer altershierarchischen Gesellschaft dient.
Im Weiteren zitiert Cervic aus verschiedenen Zeitungsmeldungen über sexuelle Gewalttaten und berichtet über erschreckende internationale Versuche, sexuelle Gewalttäter an den Pranger zu stellen. Der Autor mahnt auch hier zur Sachlichkeit und macht deutlich, dass auch für den gewalttätigsten Menschen die Grundrechte Geltung haben. In einem weiteren Kapitel wird die Berichterstattung über verschiedene Gerichtsprozesse zusammengefasst, die auf Grund vager Verdächtigungen wegen sexuellen Missbrauchs Mammutverfahren gegen Unbeteiligte zur Folge hatten, dabei wird insbesondere die fragwürdige Rolle der feministischen Opferschutzvereinigungen dargestellt.
Zum Abschluss findet sich eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Gesetzgebungsverfahren zur Verschärfung des Sexualstrafrechts im Jahr 1998. An Hand der Auswertung öffentlicher Äußerungen von Politikern und zahlreicher Bundestagsdrucksachen wird deutlich, dass es sich hier um ein Gesetzgebungsverfahren handelte, das ohne wissenschaftliche Absicherung im Schnellverfahren durchlaufen wurde, um sich die Wählerstimmen des durch die Massenmedien hysterisierten Volkes zu sichern.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Darstellung der österreichischen Reformdiskussion im Sexualstrafrecht sowie durch ein Nachwort zum Thema Ephebophilie.
Zusammenfassend gesagt handelt es sich um ein sehr lesenswertes Werk, das sich mit allen rund um das Thema Pädophilie, Angst vor Sexualkriminalität und Missbrauch mit dem Missbrauch interessanten Fakten sachlich auseinandersetzt. Dadurch wird ein interessantes Bild des gesellschaftlichen Klimas seit Mitte der 90er Jahre gezeichnet, das aufbauend auf einem Kriminalitätswahn nicht nur zu neuer Sexualrepression, sondern auch zu einem massiven Abbau der Bürger- und Freiheitsrechte auf allen Ebenen geführt hat.